Die Gattung Amazona (Amazonen) umfasst 28 Arten mit 56 Unterarten. Die Blaukappenamazone
(Amazona finschi), welche im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen geführt wird, wurde 1865 von Sclater entdeckt und erstmals beschrieben.
Die Art unterteilt sich in Blaukappenamazone (Amazona f. finschi) als Nominatsform und Sonora-Blaukappenamazone (Amazona f. woodi).
Beschreibung:
siehe unter "Unsere Vögel"
Verbreitung und Lebensweise:
Die Blaukappenamazone ist in Mexiko beheimatet. Das Verbreitungsgebiet der Nominatform erstreckt sich von Zentralwest-Mexiko entlang
der Atlantikküste bis nach Südwestmexiko bis etwa zur Stadt Oaxaca. Die Vögel kommen nur noch örtlich häufig vor, ansonsten sind sie in ihrem Verbreitungsgebiet eher selten anzutreffen.
In den letzten Jahren haben die Bestände durch Fang für den Handel und den Verlust des Lebensraumes, aber auch durch das Bejagen in den landwirtschaftlichen Anbaugebieten, in
denen sie grossen Schaden verursachen können, enorm abgenommen. Tagsüber sind die Vögel paarweise oder in kleinen Gruppen bei der Nahrungsaufnahme und an ihren
Ruheplätzen anzutreffen. Während des Fluges hört man ihre rauhen und rollenden Schreie. Gegen Abend sammeln sich grössere Gruppen Amazonen lärmend auf den Schlafbäumen.
Während der Wintermonate wandern sie verstärkt in die Tieflandgebiete. Der Lebensraum dieser Spezies liegt überwiegend in bewaldeten Gebieten des Tieflandes, jedoch auch im Gebirge bis in Höhen von2.200m.
Im Freiland besteht ihr Speiseplan aus verschiedenen Früchten, vor allem Feigen, Samen, Beeren und Nüssen, aber auch Knospen, Blüten und Blätter der Pflanzen im Lebensraum.
Haltung:
Nach kurzem Zögern legte ich mir Anfang Januar 2002 ein Paar Blaukappenamazonen zu. Die Vögel sind 10jährige Nachzuchten und sollen
nach Angaben des Vorbesitzers schon erfolgreich gezogen haben. Nach der üblichen Quarantänezeit bezog das Paar die vorgesehene Voliere von 3 x 1m Grundfläche und 3m Höhe. Die
Nachbarvolieren sind besetzt mit Taubenhalsamazonen und Gelbscheitelamazonen. Nach kurzer Eingewöhnungszeit in der Anlage, welche im übrigen in den Wintermonaten unbeheizt
belassen wird, fühlte sich das Paar sichtlich wohl. Auch ihre anfängliche Scheu legten sie mit der Zeit ab.
Fütterung:
Die Fütterung führe ich über das ganze Jahr hindurch in der Mittagszeit durch. Bei der Fütterung unterscheide ich zwischen Ruhephase und
Zuchtphase. Die Zuchtphase erstreckt sich über den Zeitraum von März bis September.
Während der Ruhephase in den Wintermonaten reiche ich eine selbst hergestellte Mischung aus 50% Taubendiät-Körnermischung und 50% einer Körnermischung auf Obstbasis
mit Sonnenblumenkernen. Zur Fütterung gehört natürlich ganzjährig verschiedene Obst- und Gemüsesorten der Saison wie Äpfel, Zwetschen, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren,
Stachelbeeren, Kirschen, Weintrauben, Orangen, Feigen, Bananen, Kiwis, Karotten, Tomaten, Knoblauchzehen, Gurken, Zucchini und Salat. Zusätzlich füttere ich auch Hagebutten,
Schlehebeeren, Holunder, Weissdorn- und Vogelbeeren und halbreifen Mais.
Weiterhin bekommen meine Papageien einmal in der Woche pro Tier ein bis zwei kleine Würfel (ca. 1x1cm) Hartkäse und Fleischwurst, die sehr gerne angenommen werden.
In der Zuchtphase reiche ich zum Obst- und Gemüsesortiment als Tagesration etwa 10% Trockenfutter und 90% Quellfutter. Das Quellfutter setzt sich aus 70% Taubendiät-
Körnermischung, 15% weiße und gestreifte Sonnenblumenkerne und 15% Hafer zusammen.
Ab März steht den Vögeln auch ständig das gern gefressene und trocken gereichte Eifutter zur Verfügung. Einmal pro Woche gebe ich pro Paar ein hartgekochtes Ei.
In unregelmässigen Abständen reiche ich auch verschiedene Gräser und Kräuter wie Vogelmiere, Löwenzahn usw.
Grit und Kalksteine dürfen in der Anlage in keiner Voliere fehlen und stehen immer zur Verfügung.
Zucht:
Mit Beginn der Futterumstellung stelle ich meinen Papageien auch die gereinigten und desinfizierten Nistkästen zur Verfügung. Als Einstreu verwende ich entstaubte Hobelspäne,
die ich zuvor etwas anfeuchte.
Meinem Paar Blaukappenamazonen biete ich einen Naturstamm mit einem Innendurchmesser von 30 cm und einer Höhe von 50 cm und einen Nistkasten mit 30x30 cm Grundfläche und
60 cm Höhe zur Auswahl an. Das Einschlupfloch ist jeweils 12 cm gross. Beide Nistmöglichkeiten wurden in 2,50 m Höhe ausserhalb der Voliere angebracht, um problemlos kontrollieren
zu können.
Da ich das Paar erst vor wenigen Wochen erwarb, hatte ich für dieses Jahr wenig Hoffnung auf eine Eiablage.
Nach nur einer Woche wurden die zwei Höhlen sporadisch von beiden Vögeln untersucht. Der Naturstamm wurde als Favorit angesehen und das Einschlupfloch nach eigenen
Vorstellungen noch verbessert. Nach einer weiteren Woche hielt sich das Weibchen immer länger in der Höhle auf, bei Betreten der Anlage kam sie aber sofort wieder heraus. Immer öfter
konnte ich nun beobachten, wie das Männchen seine Partnerin fütterte und es mit aufgestellten Nackenfedern und leicht hängenden Flügeln umwarb.
Trotz dieses positiven Verhaltens war ich am 08. April überrascht, als ich das erste Ei auffinden konnte. Weitere Eier folgten nun am 12.und 15., welche ich nummerierte.
Die Grösse der Eier lag zwischen 36,2 x 30 mm und 39,1 x 29,5 mm.
Das Weibchen brütete ab dem zweiten Ei und ließ sich durch nichts stören. Bei einer Nestkontrolle am 22.April bemerkte ich, dass das erste Ei unbefruchtet war. Zwei Tage später lag das
erste Ei auf dem Volierenboden, die beiden befruchteten Eier wurden aber weiter optimal bebrütet.
Um das Weibchen nicht unnötig zu stören, kontrollierte ich erst wieder am errechneten Schlupftag (11.05.) des 3. Eies. Mit Bedauern musste ich feststellen, dass die beiden Eier immer
noch unangepickt in der Höhle lagen. Einen Tag später kam die Henne bei der Fütterung gleich aus dem Kasten. Da die Neugier stärker war, kontrollierte ich nochmals. Die Überraschung
war gross als ich ein frisch geschlüpftes Kücken auffand. Das andere Ei und die Eischalen fand ich nicht mehr. Das frisch geschlüpfte Kücken wog 14 gr.
Fast eine Woche lang wusste ich nicht, ob das Junge gefüttert wurde oder nicht, da das Weibchen wie ein Stein in der Höhle saß und sich nicht vertreiben ließ.
Bei der nächsten Kontrolle konnte ich feststellen, dass das Junge hervorragend von seinen Eltern versorgt wurde. Am 27.05. (15. Lebenstag) wog das Junge 111 gr. Die Augen waren
noch geschlossen. Über den Rücken war noch etwas Sekundärflaum, ansonsten war das Jungtier nackt. 10 Lebenstage später, am 06.06., waren die Augen vollständig geöffnet und an
den Flügeln brachen die ersten Federkiele durch. Die junge Amazone wog mittlerweile 292 gr.
Während der Fütterung am 14.06, das Junge war nun 33 Tage alt, konnte ich wieder kontrollieren. Das Junge wog 349 gr. und war gut gefüttert. Am Kopf schoben sich die ersten
Federkiele durch, am Schwanz brachen diese teilweise schon auf.
Am 19.06., mit 38 Lebenstagen wog das Junge 384 gr. Die Flügel waren fast vollständig befiedert. Am Kopf wurde die rote Stirn und der blaue Scheitel sichtbar. Der Rücken, sowie der
Bauch waren noch fast nackt.
Ab der fünften Lebenswoche war das Junge den ganzen Tag alleine in der Höhle. Das Weibchen ging nur über Nacht und zur Fütterung noch hinein.
Eine DNS-Analyse ergab, dass das Junge ein Männchen ist.
Am 18.07. war es dann endlich soweit. Bei der täglichen Fütterung war der Kleine in der Voliere dicht bei seinen Eltern. Bis der Kleine selbstständig Futter aufnahm, vergingen über zwei
Wochen. Selbst dann bettelte er die Eltern noch an, welche die Fütterung aber eingestellt hatten.
Beim Fliegen hatte das Junge lange Schwierigkeiten sicher auf den Sitzästen zu landen und stürzte des Öfteren ab. Viel lieber bewegt er sich kletternd durch die Voliere.
27.05. 111g
06.06. 292g
14.06. 349g
19.06. 384g
Zusammenfassung:
Nach dieser kurzen Zeit kann ich noch keine entgültige Aussage über die Schwierigkeit bei der Zucht dieser Amazonenart machen. Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche
Zucht liegt natürlich in einem optimal harmonierenden Paar. Weiterhin Einfluss nehmen auch eine optimale Fütterung und gute Haltungsbedingungen. Eine erhöhte Aggressivität in der
Brutzeit wie bei den anderen Amazonen konnte ich bei diesem Paar nicht feststellen.
Zum Abschluss möchte ich es an dieser Stelle nicht versäumen, einen ganz besonderen Dank an meine Schwester auszusprechen, die sich bei meiner zeitweisen Abwesenheit in
hervorragender Weise um die Papageien kümmert. Ohne sie wäre dieses Hobby mit Sicherheit nicht möglich.
Literaturliste:
Reinschmidt M. (2000): Kunstbrut und Handaufzucht von Papageien und Sittichen, Bretten
Arndt Th. (1990-96) : Lexikon der Papageien, Bretten